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Interview der FP mit unserem Schulleiter zur Wiederaufnahme des Unterrichts

Schulstart: Für den Endspurt ist alles vorbereitet

Für Mittelschüler kurz vor dem Abschluss beginnt am Montag die heiße Phase. Andreas Wuttke, Leiter der Mittelschule Marktredwitz, berichtet, wie sich die Schule darauf vorbereitet.


Herr Wuttke, kommt der Unterrichtsbeginn am 27. April für die Abschlussklassen zu spät?
Was die Prüfungen angeht, noch genau richtig: Wir unterrichten seit dieser Woche unsere 130 Abschlussschüler in sechs Klassen, sechs Stunden
pro Tag online über Jitsi-Meet. Nur so können wir sie optimal auf die Prüfungen ab der übernächsten Woche vorbereiten. Nächste Woche wird der dafür neu gestrickte Stundenplan fortgesetzt, da er die mit dem heutigen kultusministeriellen Schreiben verbreiteten Vorgaben zur Beschulung der Abschlussklassen erfüllt. Die Regierung von Oberfranken hat Jitsi-Meet für Grund- und Mittelschulen freigegeben.


Und der Infektionsschutz?
Da kommt der Unterrichtsbeginn zu früh. Ich kann als Schulleiter und aus meiner Verantwortung für die Gesundheit der Schüler und Lehrer nur
Schüler mit Masken ins Schulhaus lassen. Woher die aber kommen sollen, wer für den Einkauf zuständig ist oder ob hoffentlich eine Maskenpflicht
auch in bayerischen Schulen angeordnet wird, lässt das Kultusministerium (KM) offen. Ich werde aber auf Masken bestehen. Das können zunächst auch selbstgenähte sein oder normale Schals. Die Lehrer tragen sowieso Masken, das haben wir in dieser Woche schon geübt. Alle anderen Richtlinien und Vorgaben werden wir umsetzen, wobei die Spanne bis zum Montag sportlich ist, obwohl wir bereits in den Osterferien
viel organisiert haben.


Welche Fächer werden in den neunten und zehnten Jahrgangsstufen unterrichtet?
Unsere Vermutungen der letzten Woche bei der Erstellung der neuen Stundenpläne wurden heute durch das KMS bestätigt: Die Prüfungsfächer zum Qualifizierenden Abschluss in den neunten Klassen und zur Mittleren Reife der Mittelschule der zehnten Klassen müssen mindestens 20 Stunden pro Schüler vor Ort unterrichtet werden. Unser Stundenplan umfasst diese Woche 29 Online-Video-Unterrichtsstunden über Jitsi-Meet, ab der kommenden Woche 24 Stunden Präsenzunterricht.

Wie werden die Schüler aufgeteilt?
Drei Klassen mit jeweils um die 27 Schüler muss ich dritteln, die anderen drei Klassen mit etwa 18 Schülern werden hälftig geteilt.


Wie werden die Lehrer eingesetzt?
Die Lehrer der Abschlussklassen halten maximal ihre Pflichtstundenzahl pro Woche. Das Homeschooling über unsere Schulverwaltungs- und
Unterrichtsplattform Edupage und jetzt auch über Jitsi-Meet war für einige eine neue Herausforderung, die von Schülern, Eltern und Lehrern
großartig bewältigt wurde.


Wie wird der Unterricht zeitlich organisiert?
Wir werden die Anfangszeiten der sechs Klassen entzerren, das heißt, wir starten in fünfminütigen Abständen zwischen 7.45 Uhr und 8.10 Uhr.
Unsere Schüler werden in zwei beziehungsweise drei nebeneinander liegende Klassenzimmer aufgeteilt. Der Fachlehrer hält den Unterricht in der
einen Gruppe und wird dabei über Jitsi-Meet in die anderen Klassenräume übertragen. In diesen ein oder zwei anderen Gruppen befindet sich
jeweils ein Teamteacher, also ein weiterer Lehrer, der zusätzliche Erläuterungen geben und bei den Übungs- und Anwendungsphasen unterstützen wird. Ein Schichtsystem wird deshalb nicht notwendig sein.


Wie wird der Unterricht praktisch umgesetzt?
Die Maskenpflicht ist für mich einer der wichtigsten Punkte an einem Ort mit sehr vielen sozialen Kontakten. Unsere Klassenzimmergrößen lassen
maximal zehn Schüler pro Raum zu, damit die Tische im geforderten Abstand stehen. In jedem Klassenzimmer wurden bereits vor der Schulschließung Seifenspender angebracht, die eine Kombination aus Seife und Desinfektion enthalten. Zudem gibt es klassengetrennte Pausen
sowie unterschiedliche Schlusszeiten. Die Schüler gehen, soweit kontrollierbar, alleine auf die Toilette und auch unter Einhaltung der Mindestabstände in den Pausenhof. In dieser Zeit müssen die Räume sehr gut durchlüftet werden.

Wie und wann werden Schüler, Eltern und Lehrer informiert?
Die Informationen werden seit dem 13. März schnell und zeitnah an die gesamte Schulfamilie weitergeleitet. Eltern und Schüler wurden am Freitag
auf unserer Homepage und über unsere Edupage informiert. Mit meinen 49 Kollegen hatte ich erst am Freitag eine Onlinekonferenz zur Lage. Wenn die Organisation für die kommende Woche steht, wird es spätestens Ende dieser Woche ein Update für alle auf den bewährten Kanälen
geben.


Fragen Sie nach, ob jemand zu einer Risikogruppe gehört? Wie gehen Sie mit so jemandem um?
Ja, natürlich. Im Sinne des Gesundheits- und Infektionsschutzes versuchen wir gemeinsam, eine optimale Lösung für die Betroffenen zu finden.
Deshalb habe ich in einer Rundmail um Rückmeldung der Kollegen zu möglichen Vorerkrankungen gebeten. Bei den Schülern fragen wir zu
jedem Schuljahresbeginn den Gesundheitszustand ab. Die Klassenleiter prüfen noch in dieser Woche, ob jemand zu einer Risikogruppe gehört.

Welche weiteren Herausforderungen stellt die eingeschränkte Wiederaufnahme des Unterrichts an die Schule?
Unseren Abschlussschülern eine optimale Vorbereitung und Durchführung der Prüfungen zu bieten, ohne dabei den viel wichtigeren Schutz
der Gesundheit von Schülern und Kollegen zu vernachlässigen. Und daran sind noch so viele logistische und organisatorische Feinheiten geknüpft, die seit zwei Wochen in langen Video-Konferenzen oder Telefonaten immer wieder aufs Neue angepasst und verfeinert werden müssen.

Die Fragen stellte Peter Pirner

aus: Frankenpost (Ausgabe Fichtelgebirge) vom 24. April 2020

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