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Bewegender Blick auf die Gräueltaten

Ein jüdischer Zeitzeuge berichtet vom Holocaust und vom Dritten Reich. Professor Fried und seine Frau warnen die Schüler vor Gleichgültigkeit.

"Lasst euch nicht verführen!" Professor Dr. Alexander Fried

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Marktredwitz – „Die Jugend von heute ist nicht verantwortlich dafür, was geschehen ist, aber dafür, was in Zukunft passieren wird.“ Das unterstrich Professor Dr. Alexander Fried, als er zusammen mit seiner Frau, Dr.Dorothea Woiczechowski-Fried, seine Erfahrungen aus der Zeit des Dritten Reichs und des Holocausts berichtete. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, dies möglichst vielen Schülern zu erläutern. Im Marktredwitzer Jugendzentrum Loeschwerk hatten sich rund 150 Schülerinnen und Schüler der Fichtelgebirgsrealschule und der Alexander-von-Humboldt-Mittelschule versammelt. Die Klasse 10 a der Realschule und die Klasse 10 b sowie die Vorbereitungsklassen der zehnten Jahrgangsstufe der Mittelschule nahmen an der „staatspolitischen“ und geschichtlichen Begegnung teil.
Schulleiter Andreas Wuttke begrüßte unter anderem Lehrer sowie die Konrektorin der Realschule Alexandra Fritz und Religionslehrerin Regina König. Sie war es auch, die das Treffen mit Prof. Fried ermöglicht hatte.
Rund eineinhalb Stunden zeigten die Schülerinnen und Schüler höchste Aufmerksamkeit und bekundeten durch vielfältige Fragen reges Interesse. Der Redner sparte nicht mit Emotionen, da er sich auch heute noch von den Ereignissen sehr berührt zeigte. „Ich habe heute noch Alpträume“, gestand er während seiner Erzählungen. Der in wenigen Monaten 95-jährige Dr. Fried ist ein Zeitzeuge und Überlebender des Holocausts. In Zusammenarbeit mit seiner Frau Dorothea breitete er ausführlich vor allem die „schwere Zeit der Verfolgung“ aus. Die Kindheit verbrachte er in Zilina, in der heutigen Slowakei, schilderte er. Fried und sein Bruder hätten eine glückliche Kindheit gehabt. „Unsere jüdisch-orthodoxe Familie besaß ein Restaurant, und bereits in der Kinderzeit habe ich verschiedene Sprachen und die Psalmen der jüdischen Tora auswendig lernen müssen.“
Mit 16 Jahren wurde er mit fünf Freunden in das Konzentrationslager in Zilina gebracht, erinnerte er an die Anfänge unfreien Lebens. Als das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ geschlossen wurde, seien sie schon von den Aufsehern verprügelt worden. „Es folgte das Konzentrationslager Sered in der Südslowakei, und mit 19 Jahren kam ich nach Sachsenhausen-Oranienburg.“ Dr. Fried berichtete von schrecklichen Gräueltaten. „So mussten wir am Heiligen Abend 1944 nackt antreten, während die Lager-Kapelle „Stille Nacht, heilige Nacht“ spielte, erzählte er mit zitternder Stimme. „Meine Mutter wurde in Auschwitz, mein Vater in Buchenwald ermordet.“ Am 23. April 1945 habe für die Insassen des Konzentrationslagers Sachsenhausen-Oranienburg ein weiteres Martyrium begonnen. „Wir wurden auf den sogenannten Todesmarsch geschickt.“ Zehn Tage später seien die Gefangenen dann von der US-Army befreit worden – auch Fried.
Immer wieder während seines engagierten Vortrags wandte sich der Redner an die Jugendlichen mit Warnungen, Appellen und Ratschlägen.
„Lasst euch nicht verführen“, warnte er mit Blick auf aktuelle Tendenzen und Entwicklungen. „Lernt, lernt, lernt vor allem Sprachen“, forderte er auf, denn über die Sprachen könne man den anderen besser verstehen. Mit „Bleibt nicht gleichgültig, sondern kämpft, dass der Hass nicht siegt“, ermunterte er die jungen Leute zum Einsatz. Trotz der grausamen Erfahrungen hat Fried einen gewissen Optimismus bewahrt. Auf eine entsprechende Frage eines Schülers antwortete er: „Ich habe niemals an Selbstmord gedacht.“

Bericht von Alfons Prechtl aus Frankenpost vom 18.02.2020

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